Frühling im Palmengarten Frankfurt / Main
Tropische Pflanzenwelt ganz nah
Pflanzen. Leben. Kultur seit 150 Jahren
Pflanzen aus aller Welt, alter Baumbestand, Wiesen und Wasser, Wildheit und Wissen, Kunst und Kultur – der Palmengarten ist ein Ort, der seinesgleichen sucht.
Im Jahre 1866 wurde das Herzogtum Nassau mit Wiesbaden von Preußen annektiert, die Pflanzenschätze wurden zum Kauf angeboten. Heinrich Siesmayer konnte den gesamten Pflanzenbestand erwerben, damit Frankfurter Bürger:innen nun ihren eigenen Paradiesgarten mit fremden Pflanzenschätzen aufbauen konnten. Der Palmengarten wurde am 16. März 1871 eröffnet. Seitdem wurden die Sammlungen exotischer Gewächse kontinuierlich ausgebaut. Das zur Gründung des Palmengartens 1869 errichtete Palmenhaus gehört weltweit zu den größten erhaltenen Konstruktionen dieser Art.
Knapp 20 Hektar ist der Garten groß, in seinem Freiland und unter den Dächern seiner teilweise historischen Schauhäuser wachsen rund 13.000 Pflanzenarten. Ausstellungen, Themenführungen und Musikveranstaltungen machen den Palmengarten zu jeder Jahreszeit zu einem Publikumsmagnet. Übrigens nicht nur unter Menschen: Wer an einem Sommertag an den Wiesen und Beeten des Palmengartens entlanggeht, wird dort auf unzählige, teilweise sogar selten gewordene Insekten stoßen. Ihnen und ihrer Bedeutung für das Ökosystem widmet sich das Blüten- und Schmetterlingshaus, das im Sommer des Jubiläumsjahres 2021 eröffnet wurde. Dort kann man den Lebenszyklus eines Schmetterlings vom Ei über die Raupe und die Puppe bis zum Falter erleben und sich in der benachbarten Ausstellung „Abgestaubt - von Blüten und ihren Bestäubern“ über das Leben und die Relevanz der Insekten informieren. Auch das aktuelle Leitthema Blütenökologie wird den Besucher:innen in der Informationsausstellung begegnen – ebenso wie an vielen anderen Stellen des Palmengartens und auch des Botanischen Gartens, der seit 2012 mit dem Palmengarten vereint ist.
Der Palmengarten wird von oben gezeigt. Mittig rechts befindet sich der große Bootsweiher, links davon eine Liegewiese. Im Hintergrund erstreckt sich die Skyline von Frankfurt.
Das Haus Rosenbrunn ist ein kleines Häuschen, das von Natur umgeben ist. Rosen und andere rosafarbene und rote Blumen wachsen neben ihm. Der Fernsehturm ragt im Hintergrund hervor. Auf einer Bank auf der linken Seite genießen einige Besucher:innen das sonnige Wetter.
Die Entstehung des Palmengartens haben die Frankfurter*innen einem finanziellen Engpass und den damals unter ihnen recht unbeliebten Preußen zu verdanken: Als 1866 das Herzogtum Nassau von Preußen annektiert wurde, musste der klamme Adolph von Nassau einige seiner Besitztümer veräußern – darunter auch die Biebricher Wintergärten mitsamt der Sammlung exotischer Pflanzen. Der Herzog beauftragte den international bekannten Gartengestalter Heinrich Siesmayer mit der Suche nach einem Käufer. Siesmayer wollte die Exoten nach Frankfurt holen, um mit ihnen einen Garten aufzubauen. Um seine Idee eines kunstvoll und dennoch nach natürlichem Vorbild angelegten Landschaftsgartens mitsamt einem für die damalige Zeit revolutionären Glashaus voller exotischer Pflanzen zu verwirklichen, erdachte Siesmayer die „Palmengarten-Actien“. Bankiers, Verleger, Rechtsanwälte und allerhand vermögende Frankfurter:innen erwarben diese „Actien“ und ließen Siesmayers Vision Wirklichkeit werden.
Auf einem Baumstamm sitzen zwei Frauen. Sie wenden der Kamera ihren Rücken zu. Der Baumstamm steht vor einem Weiher. Dieser besitzt einen Wasserfall. Der Fernsehturm zeigt sich im Hintergrund.
War er zu Beginn ein Ort, an dem sich das gehobene Bürgertum traf, ist er heute ein Ort für jedermann jeden Alters und jeglichen Interesses. Denn neben einer enormen Artenvielfalt, sowohl aus der Welt der Pflanzen als auch der Tiere, steht der Garten seit Jahrzehnten für ein überregional bekanntes Kultur- und Veranstaltungsprogramm. Konzerte von Jazz über Oper bis zu Pop, Elektronischer Musik, Klangkunst, Fotoausstellungen, Kooperationen mit Kunstschaffenden, die traditionellen Blumenschauen, Veranstaltungen wie die Rosentage und die Winterlichter, pädagogische Angebote für Besucher:innen vom Kindergartenkind bis zur Senior:in – all das gehört zum Palmengarten wie Blumenbeete und Gewächshäuser.
Palmenhaus
Das Palmenhaus ist Herz- und Prunkstück des Palmengartens, und obendrein älter als der Garten selbst. Es wurde bereits im November 1869 eröffnet, anderthalb Jahre vor der Parkanlage.
Laut Gartengründer Heinrich Siesmayer sollte das Palmenhaus ein Hort für exotische Pflanzen sein und zugleich ein Ort, in dem sich die Frankfurter Gesellschaft vergnügen konnte. So kombiniert es also einen überdimensionalen Wintergarten mit einem vorgesetzten Gebäude, dem Gesellschaftshaus, in dem sich ein prunkvoller Festsaal befindet, der nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten 2012 auch wieder in seinem ursprünglichen Glanz erstrahlt.
Ende des 19. Jahrhunderts galt die Konstruktion des Palmenhauses als bahnbrechend. Ein Gebäude aus Eisen und Glas, entworfen nach einem Patent der Pariser Weltausstellung von 1867, 52,6 Meter lang, 30,5 Meter breit und an seinem Scheitel 18,5 Meter hoch – und das alles ohne Stützpfeiler im Innern der Halle. Bis heute ist das Palmenhaus europaweit eines der größten seiner Art, zu Zeiten seiner Errichtung diente es als Vorbild für vielerlei ähnliche Bauwerke in Deutschland.
Noch heute, über 150 Jahre nach seiner Eröffnung, hat es nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Kaum ein Palmengartenbesuch ohne Stippvisite im Palmenhaus. Zwar wurde in seinem Innern die Wegführung geändert und auch die diversen Palmen, die unter seinem Glasdach wachsen, sind nicht mehr diejenigen, die zu Siesmayers Zeiten einzogen – doch seine einstige Gestalt blieb unverändert. Rechts und links der Pfade Petticoat-, Fischschwanz-, Betelnuss- und Bergpalmen, Araukarien, Palm- und Baumfarne, im vorderen Teil eine Terrasse, im hinteren ein Wasserfall, der in ein kleines Bassin mit Fischen plätschert, dahinter eine Grotte mit Aquarien, darüber eine Empore und mittendrin ein kleiner Bachlauf. Ein Besuch im Palmenhaus wirkt sommers wie winters wie ein kleiner Urlaub.
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